© Aargauer Zeitung / MLZ; 2003-11-12; Seite 1
Lenzburg
Margrit Rüetschi
Leckerbissen und süsse Schmelzbrötchen
OTHMARSINGEN · Konzert der Musikgesellschaft in der voll besetzten Kirche
Wie klug von der «Othmissinger» Musikgesellschaft, ihr Kirchenkonzert in eine Zeit zu verlegen, in welcher man noch nicht gesättigt ist von den vielen Adventskonzerten, welche landauf, landab geboten werden. So konnte man die Ohren weit öffnen für die schönen, musikalischen Perlen, welche die Musikanten für ihre zahlreich aufmarschierten Gäste in ihrer Schatulle bereit hielten. Sitzplätze waren für später Gekommene rar, trotz des wunderschönen Herbstwetters war die Kirche bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn besetzt.
Gälte es Lorbeeren zu verteilen, müsste man einen ganzen Strauch dafür plündern. Die in Harmoniebesetzung agierende Musikgesellschaft bot unter der Stabführung von Jan Kurz ein rundum geglücktes Konzert. Dieses zeichnete sich aus durch saubere Einsätze und perfekte, differenziert dargebotene Soli. Mit Genugtuung sah man die vielen jungen Gesichter in der Reihe der Musikanten, das Jugendspiel mit seiner vorbereitenden Funktion liess grüssen. Geglückt waren auch die Einführungsworte, mit welchen Wolfgang Jugovec aus Hausen die einzelnen Stücke süffig und kompetent kommentierte.
Aus dem Leben von Peer Gynt
Mit einem fulminanten Auftakt wurde das Konzert begonnen. «Music for the Fountain» heisst das subtil dargebotene Stück von Petr Hapka, in welchem die Musikanten, unterstützt von Schlagzeug und Pauke, sämtliche Register ihres Könnens zeigten. Wem hätte die darauf gebotene, eingängige Filmmelodie «The Rose» aus der Feder der amerikanischen Komponistin Amanda McBroom nicht gefallen? Wer hätte bei der von vielen Wunschkonzerten her bekannten Ouvertüre zur Oper «Carmen» von Georges Bizet nicht leise mit den Füssen gewippt? Weitere Überraschungsmomente bot auch die Melodie «Unique» von Rob Balfoort, welche Spekulationen zum Trotz mit dem Zürcher Flughafen absolut nichts zu tun hat, goutiert wurde auch die Komposition «Our Man in Paris», in welcher man den beschwingt durch die Strassen der französischen Metropole tanzenden Lebemann förmlich vor den Augen sah oder eine geglückte Mischung mit modernen und klassischen Melodien im «Concerto» von Rondo Veneziano. «Peer Gynt, Suite No. 1» heisst das Musikstück von Edvard Grieg, in welchem prägende Stationen aus dem Leben des liebenswerten nordischen Fantasten mit einem melodiös dargebrachten, musikalischen Klangteppich untermalt wurden.
Aus dem Schatten Ludwig van Beethovens trat Johannes Brahms mit den 21 berühmten ungarischen Tänzen, aus welchen die Musikgesellschaft den feurigen Tanz Nummer 5 spielte. Wen wundert es, dass die Musikanten nach dem letzten Stück «Enjoy the Music», einer bekannten, modernen Komposition des 1966 geborenen Thomas Doss, Spross einer österreichischen Musikerfamilie, vom Publikum noch nicht entlassen wurde und die begeisterten Ovationen mit ein paar musikalischen Zugaben entschädigen «musste»?
Die Freude und Lust, welche die Musikanten beim Spielen empfanden, spürte man ihnen förmlich an. Als wäre man nicht genug verwöhnt worden, erhielten die Besucher beim Verlassen der Kirche ein feines Schmelzbrötchen, welches man genüsslich verzehrte und die gehörten, schönen Klänge in sich weiterklingen liess.
Mit Freude bei der Sache Othmarsinger Musikanten während ihres gelungenen Kirchenkonzerts. (mr)
Bild: M. Rüetschi, AZ